Der Lusitano-Wallach Paolo kam im Herbst 2014 in mein Leben.

6 Jahre nach dem Tod meines ersten Pferdes hatte ich eigentlich nicht mehr an den Kauf eines neuen Pferdes gedacht. Mit fast 60 Jahren dachte ich, zufrieden auf meine Reiterzeit zurückblicken zu können…

Dann – auf der Pferdemesse in Friedrichshafen – sah ich eine Parelli-Vorführung von Ursula Schuster. So etwas hatte ich noch nicht gesehen – ich war fasziniert von der feinen Kommunikation zwischen Mensch und Pferden und der Wunsch, mehr über Parelli zu erfahren entwickelte sich.

Paolo hat sich zu einem menschenbezogenen Pferde entwickelt

Paolo hat sich zu einem menschenbezogenen Pferde entwickelt

Ein kleines Wunder

…. war es dann, zu erfahren, dass Ursula nur wenige Kilometer entfernt von mir mit ihren Pferden zuhause ist. Nach einer kurzen Zeit mit einem lieben Pflegepferd auf „Tanjas Pferdehöfle“ kam die Idee, doch noch einmal ein eigenes Pferd zu haben und gemeinsam die Parelli-Methode zu erlernen.

Iberische Pferde habe ich schon immer bewundert – ihren barocken Körperbau, ihr Feuer und ihre Sanftmut und Menschenbezogenheit.
Paolo, den Lusitano, sehen und ihn mögen war eins – bei 3 Besichtigungen präsentierte sich ein absolut ruhiges, fast schon zu ruhiges Pferd. Da auf dem Pferdehöfle viele Kinder und auch behinderte Menschen zum Reiten kommen, erschien dieses Pferd als ideale Wahl. Und auch mein Wunsch war ja ein sicheres Pferd zum Ausreiten allein oder in der Gruppe. Keine Aufregungen – einfach nur Entspannung…

In seinem Drang, nicht von seinen Artgenossen getrennt zu sein, ging er buchstäblich durch den Menschen. Jedes Führen war eine Herausforderung , putzen, pflegen erforderte volle Achtsamkeit und schnelle Reaktionen. Was war los mit diesem Pferd? Gezielter Einsatz von Beruhigungsmitteln bei den Besichtigungen erschien am wahrscheinlichsten..

Die Tierärztin bestimmte den Hormonspiegel – er ist ein Wallach! – und wir sahen staunend, dass Paolo, vor Energie und Anspannung scheinbar bebend, Puls – und Atemfrequenzen im unteren Normbereich hatte. Die starke Präsenz entspricht seiner Natur.

Von vielen Seiten kam der Rat, dieses Pferd wieder abzugeben – es mache Angst, sei unberechenbar und aggressiv. Nur wenige Menschen gaben ihm eine Chance – Tanja, die Pferdehofchefin war eine davon – auch wenn ihr dieser ungestüme Kerl viel abverlangte. Ursula schaute ihm zu und sagte „das ist ein ganz normales Pferd“ – „er ist extrem verunsichert durch den Ortswechsel, hat vielleicht schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, und deshalb fixiert er sich so stark auf die Herde – er hat keine Beziehung zu Menschen und ist kaum erzogen“… und das mit 16 Jahren! Kann man da noch etwas ändern? Ja, man kann!

Der einzige Weg für uns:

Intensives Parelli-Training – Vertrauen aufbauen – Führungsqualität entwickeln – eine Lebensschule für Mensch und Tier, denn Paolo fordert meine absolute Konzentration – er macht alles richtig…wenn ich ihm die richtigen Zeichen gebe. Ich habe viel durch ihn gelernt – liebevolle, konsequente Haltung und eine Freude am Spielen und schlendern mit meinem Pferd – all die wunderbaren Parelli-Lehrsätze, die helfen, wie ein Pferd zu denken… Und welch ein Glück, eine wunderbare Trainerin wie Ursula direkt im Stall zu haben – wir haben ihr so viel zu verdanken!

Paolo in Pose

Paolo in Pose

Von Anfang an – trotz wiederkehrender Zweifel und schlafloser Nächte – war mir klar, dass Paolo nicht umsonst zu mir gekommen war. Ich glaube fest an die Sinnhaftigkeit von Begegnungen und daran, dass es Lösungen für Schwierigkeiten gibt. Trotz aller Widerstände – ich mochte dieses Pferd von Herzen und spürte sein Potenzial.

Es wurde eine Erfolgsgeschichte:

regelmäßige Privatstunden mit Ursula und im Juni eine VIP-Woche voller kleiner Wunder haben uns zu einem guten Team gemacht. Es gibt noch viele neue Spiele und Chancen, unsere Beziehung zu stärken… wir sind auf dem Weg – und es macht täglich Freude!
Und dieses „wilde“ Pferd ist nun auch der Liebling meiner Enkelinnen, die völlig angstfrei auf ihm turnen und über den Schweif abrutschen – er spürt das Vertrauen und die Zuneigung, die ihm entgegengebracht wird und gibt sie uns zurück. Seit einigen Wochen wird Paolos Leben durch Rita bereichert, die als Reitbeteiligung sein Talent zu barocker Dressurarbeit fördert – ja, auch das schlummert in ihm, wunderschön, die beiden zu beobachten.

Wer hätte das gedacht als Paolo zu uns kam – wir sind froh, dass wir ihn nicht aufgegeben haben und danken all denen von Herzen, die uns eine Chance gaben. An erster Stelle danken wir Ursula und Tanja für ihre Unterstützung und Freundschaft!