Warum streicheln wir Pferde? Weil sie es lieben? Weil wir es lieben? Einfach so, ohne darüber nachzudenken? In vielen von uns ist das Bedürfnis, ein Tier zu streicheln tief verankert, und oft berühren wir unser Pferd ganz unbewusst. Wir alle kennen als Tierbesitzer die Frage eines Kindes: Darf ich es streicheln? Auch wir selber kennen diesen unwiderstehlichen Drang, das Kätzchen oder das Fohlen streicheln zu wollen.

Doch wie sieht es aus der Sicht des Tieres, des Pferdes aus? Mögen Pferde es immer, gestreichelt zu werden? Sollten wir uns überlegen, ob es spezifische Gründe gibt, warum wir ein Pferd streicheln sollten? Gibt es auch Gründe, es genau nicht zu tun?

Wolke Ursula Trail klein

Wir alle wissen, dass Pferde äußerst sensibel sind, und wenn wir lernen, sie besser zu beobachten und ihre Reaktionen früher wahrzunehmen, können wir dieses „Friendly Game“ mit mehr Gespür spielen, und für die Beziehung zwischen uns und dem Pferd nutzen, das Vertrauen stärken und die Partnerschaft zwischen uns verbessern.

Drei Gründe, ein Pferd zu streicheln

  • Vertrauen aufbauen und vertiefen
    Wenn ein Pferd sich nicht sicher fühlt, lässt es sich grundsätzlich oder an gewissen Körperstellen weniger gern anfassen oder streicheln. Hier ist unser „Feel“ und „Timing“ gefragt, und wie ich mit dem Prinzip „Annäherung und Rückzug“ dieses Vertrauen erlangen kann. Weißt du, welche Stelle bei einem scheuen, unsicheren Pferd in der Regel am einfachsten als erstes zu berühren ist?
  • Komfort erhöhen oder Wohlgefühl vermitteln
    Pferde wollen Sicherheit, Komfort und Spiel, und wenn ein Pferd sich sicher fühlt, ist ihm mehr Komfort immer willkommen. Komfort kann so vieles beinhalten, nicht nur streicheln, sondern zig andere Dinge. In unserem Kontext jedoch könnten wir zum Beispiel eine juckende Stelle kratzen, eine entspannende Massage geben, einfach etwas was „gut tut“. Oft vermittelt das einem selber auch ein gutes Gefühl – wobei eine gute Massage ganz schön anstrengend sein kann! Komfort könnte auch bedeuten, den „Druck weg zu streicheln“, da wo vorher z. B. deine Fingerspitzen das Pferd bewegt haben.
  • Denken stimulieren
    Manche von uns machen das manchmal unbewusst, jedoch ohne über das richtige Timing nachzudenken und verpassen hier den Nutzen für Pferd und Mensch. Manchen ist dieser Beweggrund gar nicht bekannt! Wenn wir es jedoch ganz bewusst anwenden, um dem Pferd zu helfen, in bestimmten Situationen den Fokus zu ändern, ist dieses Motiv zu streicheln enorm wertvoll.

Alle drei Gründe haben das Ziel, dass das Pferd sich besser fühlt; sicherer, ruhiger, inspiriert, geholfen. Sie basieren auf der Einstellung, das Leben für beide Seiten zu vereinfachen, zu verbessern und dadurch die Partnerschaft zu stärken. Natürlich gibt es weitere Motive, ein Pferd zu streichen, die jedoch nicht immer für beide Seiten gleich positiv sind.

 

Drei Gründe ein Pferd nicht zu streicheln:

  • wenn der Stress zu hoch ist
    Pferde denken und fühlen anders als Menschen, und unser Instinkt möchte ein aufgeregtes Pferd gerne durch Streicheln „beruhigen“, was selten gelingt. Wir alle wissen, dass Pferde Fluchttiere sind, die sich auch vehement verteidigen können, wenn Flucht schwierig ist. Und einige von uns wissen aus Erfahrung, dass ein Pferd beisst oder kickt, wenn der Stress zu hoch ist und wir zur falschen Zeit am falschen Ort sind – schlechtes „Feel“ und „Timing“! Auch wenn Pferd „fummeln“ oder „zwicken“ sollten wir uns überlegen, was wir dazu beigetragen haben.
  • wenn nur der Mensch sich dadurch besser fühlt
    Manchmal überwältigt uns einfach der „Reflex“, ein Pferd streicheln zu wollen, um uns ein besseres Gefühl zu vermitteln, und schon ist unsere Hand in seinem Gesicht… Hast du dir schon mal überlegt, dass dein Pferd möglicherweise mehr „Stille“ oder eine andere Art des „Komforts“ vorzieht?
  • aus Gedankenlosigkeit
    vielleicht geht dies manchmal Hand in Hand mit Motiv Nr. 2. und mir scheint, dass dies auch etwas mit unserer Persönlichkeit zu tun hat. Ein spontaner Typ, man könnte ihn auch „extrovertiert“ nennen, handelt manchmal bevor er denkt. Und schon ist es passiert! Manche merken es, manche auch nicht. Es kann auch sein, dass es zu einem Muster geworden ist – achte mal darauf wie das bei dir ist?

Es gibt bestimmt weitere Motive, ein Pferd zu streicheln – oder eben nicht – mir scheinen diese Punkte die wichtigsten zu sein – was sind deine Beobachtungen dazu?